Übersetzbar schreiben

Heutzutage dienen immer mehr Texte in erster Linie als Grundlage für Übersetzungen. Sie sollten also übersetzbar sein. Selbst wenn es um das Sprachpaar Deutsch-Englisch geht, wird oft vieles „lost in translation“. Diese Hinweise sind hauptsächlich für Autoren gedacht, die auf Deutsch für den englischen Sprachraum schreiben.

Alle Beispiele, die hier verwendet werden, um Punkte zu illustrieren, sind konstruiert. Es handelt sich in keinem Fall um direkte Zitate.

Übersetzen Sie es einfach!

„Übersetzen Sie es einfach“, heißt es oft, wenn wir auf die Unzulänglichkeiten eines Textes hinweisen. Leider ist es eben nicht so einfach. Wenn die genaue Übertragung eines unverständlichen Ausgangstextes zu unerwünschten Reaktionen führt, wird oft der Übersetzer beschuldigt. Verbesserungen können aber als Rollenübertretungen gesehen werden. Dass Autoren daran interessiert sein sollten, Übersetzbares zu schreiben, liegt auf der Hand. Andernfalls können sie nicht erwarten, gute Übersetzungen zu erhalten und so ihre Ziele zu erreichen.

Bevor Sie einen Text an uns schicken, sollten Sie sich als erstes fragen, ob es sinnvoll ist, ihn zu übersetzen. Ist der Inhalt relevant für die Zielgruppe oder nur für inländische Leser? Sollte er adaptiert werden? Für wen schreiben Sie?

Manche Texte behandeln Themen, die Ausländer kaum interessieren, oder kulturspezifische Einzelheiten. So könnten z.B. die Auswirkungen einer Maßnahme auf die heimische Wirtschaft ihnen egal sein, und sie werden mit dem Musikantenstadl oder dem Zuckerbäckerball nichts anfangen können. Das Gleiche gilt für Hinweise auf Literatur oder Webseiten, wenn diese nur auf Deutsch verfügbar sind.

Der Zweck des Textes hat auch eine zeitliche Dimension: welches Ablaufdatum hat er? Soll er für einige Jahre gelten, sind Formulierungen wie seit XX Jahren … zu vermeiden.

Einige Texte werden direkt gefährlich für den Absender, sobald sie übersetzt werden. Ein klassischer Fall waren die Etiketten, die wir für Produkte übersetzen sollten, die für den Export in die USA bestimmt waren. Die Inhaltsangaben entsprachen aber nicht den amerikanischen Bestimmungen. Auch selbstgebastelte Verträge ohne Definition von Gerichtsstand und maßgebender Sprache sind tickende Zeitbomben.

Wie Sie Dinge sagen, ist mitbestimmend für Ihre Glaubwürdigkeit und Ihren Kommunikationserfolg. Wenn Sie z.B. für Journalisten schreiben, müssen Sie die Spielregeln der Medien einhalten, sonst landet Ihr Text im Papierkorb. Wir möchten hier vier Arten des Schreibens besprechen, die in der Unternehmenskommunikation häufig vorkommen.

Bei Presseaussendungen geht es darum, die Nachricht hervorzuheben, die die Aufmerksamkeit Ihres Zielpublikums auf sich ziehen soll. Darauf sollten die Schlagzeile und der Vorspann basieren. Die Struktur ist also nicht die eines Schüleraufsatzes, sondern sie entspringt den Nachrichtenwerten. Die ersten Aussagen sollten kurz und prägnant sein, nachher können Sie ins Detail gehen. Ihre Ausdrucksweise sollte konkret sein – für weitschweifige Abstraktionen haben Journalisten wenig Zeit. Verwenden Sie kurze Absätze und brechen Sie den Text mit Zwischentiteln auf.

Eine Unternehmenspräsentation liefert in der Form von Folien kurze Zusammenfassungen der Informationen, die mündlich vorgetragen werden. Die Inhalte sollten daher Graphiken, Tabellen und Listen von wichtigen Punkten sein. Wenn eine Folie wie ein vollgetipptes Blatt Papier aussieht, können Sie sicher sein, dass niemand sie lesen wird.

Ein Geschäftsbericht soll hauptsächlich Investoren und Analysten ansprechen und das Image des Unternehmens stärken. Die wichtigsten Erfolge und „Verkaufsargumente“ für die Aktie sollten gleich am Anfang zusammengefasst werden. Eine klare Struktur, die unnötige Wiederholungen vermeidet und schnelles “Durchfliegen” ermöglicht, ist ein Muss. Der Stil sollte Ihre Kompetenz untermauern, ohne zu sehr ins „Fachchinesische“ zu verfallen.

Bei den Inhalten von Webseiten ist die Devise: kurz und klar. Ansonsten verweisen wir auf die vielen guten Ratgeber im Internet.

Einer der größten Unterschiede zwischen Deutsch und Englisch ist der Satzaufbau. Ein langer, verschachtelter Satz stört den englischsprachigen Leser. Wenn Sie schreiben, um übersetzt zu werden, sind Sie gut beraten, das KISS-Prinzip zu beachten (“keep it simple, stupid”). Folgende Passage sollte wachgeküsst werden:

Das hohe Leistungs- und Qualitätsniveau unseres Konzerns bildete für diesen Erfolg in Rückbeziehung mit Technologieführerschaft, Lieferverlässlichkeit, Kosteneffizienz, Flexibilität und einer partnerschaftsbezogenen Unternehmenskultur auch als Ausdruck gelebter Corporate Governance die Grundlage.

Hier werden zu viele Abstraktionen hineingepackt. Die Verständlichkeit leidet auch darunter, dass Subjekt, Verb und Objekt (Leistung … bildete … Grundlage) zu weit auseinander liegen.

Um einen komplizierten Satzaufbau zu vermeiden, empfiehlt sich die aktive Form. Aktive Verbformen helfen dem Übersetzer auch insofern, als dadurch klar wird, wer etwas gemacht hat und wann es geschehen ist/wird.

Sätze können auch zu kurz sein. Werbetexter haben die Gewohnheit, Sätze ohne Zeitwort zu schreiben. Das funktioniert nicht auf Englisch. Also: Ein-Wort-Sätze. Nein. 

Wenn ein Autor merkt, dass ein langer, verschlungener Satz im Entstehen ist, versucht er oft Wegweiser anzubieten, indem er gewisse Punkte hervorhebt. Das ist legitim, nur muss es bei der Entscheidung bleiben, was man betonen will:

Erfreulich waren insbesondere die Umsatzsteigerung und die Verbesserungen bei den anderen Leistungsindikatoren, insbesondere EGT.

Bei der Betonung ist alles soviel wie nichts:

Die Verkürzung der Mitteilungswege betraf vor allem die interne und externe Kommunikation.

Ein vor allem kann auch eine irritierende Unbestimmtheit schaffen:

Wir knüpften vor allem in Osteuropa früher als andere heimische Firmen Kontakte und Netzwerke.

Wo war man sonst aktiv? Die Antwort wird dem Übersetzer überlassen.

Auch bei der typographischen Hervorhebung sollte man nicht übertreiben. Zuviel des Guten führt leicht zu Lächerlichkeit (***extrem wichtig***!!!), Wirkungslosigkeit und Unleserlichkeit. Egal wie Sie mit Ausrufzeichen um sich werfen, ein guter Übersetzer wird sie sparsam und nur jeweils einzeln verwenden. Und zuviel Unterstreichung, Fett– oder Kursivschrift macht einen Satz IN JEDER SPRACHE unleserlich.

Um zu beurteilen, ob ein Wort oder eine Aussage überflüssig ist, fragen Sie sich Folgendes:

· Trägt es/sie etwas zur Bedeutung des Satzes/Textes bei?
· Wie offensichtlich ist eine Behauptung, oder anders gesagt, wie wahrscheinlich ist das Gegenteil?

Hier ist eine unnötige Aussage:

Die Umstellung soll der Organisation ermöglichen, ihre Funktionen effizient zu erfüllen und sich den Herausforderungen der Zukunft stellen zu können.

Würde jemand eine Umstrukturierung vornehmen, um das Gegenteil zu erreichen?

Viele gewohnte Wörter und Phrasen sehr verzichtbar: gezielte Maßnahmen, konsequente Umsetzung, leistungsorientierte Zielsetzungen, verfügbare Ressourcen, nachhaltige Wertsteigerung.

Einige Autoren wollen sich nicht auf die Intelligenz ihrer Leser verlassen:

Der Umsatz verringerte sich geringfügig um 0,001%.

In Zusammenhang mit Zahlen werden Füllwörter manchmal unlogisch eingesetzt. Alte Freunde sind: ungefähr 0,013 % und genau EUR 200-300 Mrd.

Einige redundante einleitende Phrasen raten dem Leser, den Satz zu überspringen: Es ist kaum nötig zu sagen …

Die einfachste Form der Redundanz ist natürlich die glatte Wiederholung. Eine weitverbreitete Unart ist die Überbrückung von zwei Absätzen mit dem Wort neben…, gefolgt von der Wiederholung des ersten Absatzes.

Leere Kilometer kosten Übersetzern viele Nerven. Sie sind trainiert, die Bedeutung hinter jedem Wort zu suchen und sie müssen versuchen, aus bleiernen Wiederholungen Gold zu machen.

Ungenaue und zweideutige Aussagen gehören zu den Hauptgründen für Fehlübersetzungen.

Zweideutigkeiten entstehen oft bei der schlampigen Verwendung von Pronomen:

Wir sind mit Vertretungen, Filialen oder Stützpunkten in 20 Ländern vertreten. Diese werden ausgebaut.

Wofür steht diese… – für alle Auslandsstandorte oder nur für die Stützpunkte?

Einige Begriffe sind von Haus aus mehrdeutig. So wird das Wort Bereich oft für verschiedene Organisationseinheiten verwendet und es kann sich auch auf Geschäfts- und Wissensfelder oder einen physischen Raum beziehen. Wie soll z.B. ein Übersetzer ohne Vorwissen Folgendes interpretieren?

Im Walzwerkbereich entstanden erhebliche Umweltprobleme, welchen mit neuen Konzepten in den Forschungs- und Produktionsbereichen Rechnung getragen wurde.

Ist der Walzwerkbereich eine Abteilung oder eine Division, oder geht es hier um die Umgebung des Werkes? Gibt es Forschungs- und Produktionsabteilungen, oder handelt es sich nur um Funktionen des Unternehmens?

Auch das Wort beziehungsweise… ist eine Falle. Es ergibt die drei Möglichkeiten: und, oder, und/oder.

Autoren, die sich nicht festlegen wollen, greifen oft zu Verneinungen. Erscheint das Wort wichtig zu stark, sagt man stattdessen nicht unwichtig, und bedeutend wird zu von nicht zu unerheblicher Bedeutung abgeschwächt. Nicht zuletzt hat der Übersetzer das Problem, dass er sich festlegen muss.

Ein Stolperstein für Übersetzer ist die deutsche Gegenwartsform, weil sie sich auch auf die Zukunft beziehen kann. Diese Unklarheit kann sich über eine ganze Projektbeschreibung erstrecken, sodass man keine Ahnung hat, ob Maßnahmen schon gesetzt wurden oder nur geplant sind.

Beim technischen Schreiben kann die Verwendung von Synonymen für Fachausdrücke sehr verwirrend sein. Es ist schwer, ein Handbuch zu verwenden, in dem einige Bestandteile einer Maschine mehrfach benannt werden.

Es ist stilistisch schlecht, unvermittelt von einem Thema zum Nächsten zu springen. Schlechter noch sind aber Verbindungswörter wie dabei, somit oder auch, wenn sie falsche Zusammenhänge herstellen:

Aktien, Optionsscheine, Indexderivate und strukturierte Produkte sind unsere Spezialität. Kurz: Wir bieten unseren Kunden auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Lösungen.

Hier suggeriert das Wort kurz, dass die erste Aussage die zweite begründet. Tut sie nicht, denn die angebotenen Finanzprodukte könnten genau so gut standardisiert sein.

Sätze, die mit als beginnen, sind eine der Lieblingsmethoden, Non Sequiturs zu erzeugen:

Als führender Anbieter von Plastikverpackungen bieten wir Ihnen interessante Infos im Internet.

Die Grenzen des Wissens

Das Wort alle wird oft gedankenlos verwendet. So sollen Produkte angeblich für alle Anwendungen geeignet sein, und Firmen beanspruchen für sich eine Präsenz in allen Ländern Europas (inkl. Andorra?). Natürlich ist es nicht so gemeint, aber was ist, wenn man beim Wort genommen wird?

Einige Autoren erzählen, welche Ergebnisse ihr Unternehmen im nächsten Geschäftsjahr erzielen wird. Wissen sie das wirklich?

Auch wenn Sie von den Vorteilen Ihres Produktes völlig überzeugt sind, sollten Sie vorsichtig mit dem Wort garantierenumgehen. Als guarantee übersetzt, geht es auf Englisch um Gewährleistung.

Einige Autoren sind offensichtlich der Meinung, dass es auf Tatsachen nicht ankommt. Wem tut es weh, wenn in einem Länderprofil die Bevölkerungszahl zu niedrig ist? Wen kümmert der Unterschied zwischen einer Million und einer Milliarde? Wen stört es, wenn auf die Währung eines Betrags vergessen wird?

Auch schlampige Quellenhinweise kosten Übersetzern viel Zeit. Es ist erstaunlich, wie oft etwa die Titel von EU-Gesetzen falsch zitiert werden, was zu endlosen Suchaktionen führt, wenn man die offizielle Übersetzung verwenden will. Ungenaue interne Textverweise (vergl. Kapitel über XY statt Titel und Seitenangabe) sind auch ärgerlich.

Vielen Autoren ist es egal, wie die verschiedenen organisatorischen Einheiten ihres Unternehmens heißen. Wie soll der Übersetzer wissen, dass Sie mit drei unterschiedlichen Bezeichnungen immer ein und dieselbe Abteilung meinen?

Zusammenfassungen und andere Listen kommen in vielen Texten vor. Sie erfordern ein einheitliches Gliederungssystem und eine standardisierte Grammatik. Eine Liste wie diese wird Ihren Übersetzer aufhalten:

Die Maßnahmen haben folgende Ziele:
1. Eine verbesserte Kostenstruktur,
2. Wir erhöhen die Effizienz der Produktion
3. Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit;
4. dass das Image unseres Unternehmens gestärkt wird

Irritierend ist es auch, wenn ein Punkt in einer Liste nicht dazu gehört, oder wenn eine unnötige Wiederholung eines Inhaltes sich hinter einer anderslautenden Formulierung verbirgt:

Das Marketingprogramm beinhaltet:
a) Auftritte bei internationalen Messen,
b) flankierende Werbemaßnahmen,
c) Preisanpassungen,
d) begleitende Pressearbeit,
e) Inserate, Plakate und TV-Spots.

Hier ist e) eine Unterkategorie von b), während c) an sich nichts mit Marketing zu tun hat.

Wird Deutsch durch Denglisch ersetzt? Wer sich mit der modernen Sprache von Wirtschaft und Technik befasst, könnte es fast annehmen. Schlagwörter der Managementtheorie breiten sich aus wie Computerviren. Werden Übersetzer bald arbeitslos sein? Eher nicht, denn fremdsprachliche Wortschöpfungen werden oft umgedeutet oder beliebig kombiniert, sodass sie mehr Übersetzungsprobleme auslösen als normales Deutsch.

Die magische Resonanz der englischen Wirtschaftssprache führt zu Schwierigkeiten, wenn man Denglisch ins Englische übersetzt. Was als Fremdwort gut wirkt, kann ziemlich platt klingen, wenn es in die Heimat zurückkehrt. Dazu kommt noch das Problem, dass Buzzwords seltsame Blüten treiben, wenn sie falsch verwendet werden. So steht der Sammelbegriff Corporate Governance in den Augen einiger deutschsprachiger Autoren für eine Art Wunderwaffe. Auf Englisch ist der Terminus wertneutral. Ein Corporate Governance kann nicht von der Stange gekauft werden.

Erfundenes Englisch stellt auch Fallen. Es mag sein, dass Ihr Good Sell Model die heimischen Verkäufer motiviert, aber es ist eben nicht Englisch und das neue Marketingprogramm muss im Ausland anders benannt werden.

Der Versuch, alles auf Deutsch auszudrücken, führt auch zu Unverständlichkeit. Übersetzer und Leser können z.B. wenig mit Weichware anfangen.

Klischees sind ein alter Hut und man sollte sie meiden wie die Pest. Muss der Schifahrer immer auf die weiße Pracht warten? Muss jedes Restaurant Gaumenfreude versprechen? Müssen alle Walzer beschwingt und alle Ballnächte rauschend sein? Wenn Sie auf der Klaviatur der Klischees spielen, wird der Übersetzer wahrscheinlich in seine eigene Trickkiste greifen und genauso abgedroschene Phrasen herausziehen. Und wenn Sie Metaphern vermischen, kann es sein, dass er sie reproduziert.

Bei der visuellen Interpretation von Klischees kann es dazu kommen, dass der Übersetzer lange im Dunkeln tappt, bis ihm ein Licht aufgeht. Beispiel: Himmel voller Geigen (Bild mit herunterregnenden Geigen). Diese Art von Niederschlag kommt auf Englisch nicht vor.

Wortspiele sind Heimspiele



Ein Spiel, das der Übersetzer meist verliert, ist das Wortspiel. Bei nur einer Zielsprache stehen die Chancen, dass das Wortspiel funktionieren wird, bei weit unter 50 %, bei 14 EU-Sprachen sinken sie auf Null.

Die PRs von Firmen mit Doppelvorständen haben es schwer, wenn sie die Chefs zitieren müssen. Was wird Vorstand A sagen, wenn ich die Worte in den Mund von Vorstand B lege? Die Lösung:

„Umsatz und Gewinn weisen einen deutlichen Aufwärtstrend auf“, freuten sich Vorstände Schmidt und Muster.

Hier muss der Übersetzer etwas erfinden, um den absurden Eindruck eines Sprachchors zu vermeiden.

In englischen Texten sieht es auch seltsam aus, wenn man den Vornamen des Zitierten weglässt – besonders, wenn die vollen Namen anderer Personen angegeben werden. Wenn Sie den Minister Maier zitieren, muss daher der Übersetzer den Vornamen herausfinden.

Herr DDr. Med

Übersetzer ins Englische müssen oft die Gefühle von zitierten Honoratioren verletzen, weil man auf Englisch mit der möglichen Ausnahme des Doktors den Namen nicht mit Titel und akademischem Grad schmückt (wenn, dann kommt der Grad nach dem Namen). Viele Titel wie Hofrat oder Diplomingenieur haben keine Äquivalente und können daher vom Leser nicht verstanden werden. Tut uns leid, Herr Professor Doktor Doktor.

Übersetzungsbüros werden oft gefragt, ob fremdsprachliche Werbeslogans oder Markennamen in anderen Märkten verwendbar sind. Natürlich sind „Disaster Checks“ eine gute Idee – aber die richtige Zeit dafür ist vor der Einführung und nicht danach. Schlecht ist auch die Praxis, Werbetexte übersetzen zu lassen, ohne zu sagen, dass die Übersetzung des Unternehmenslogos schon feststeht. Wenn man dann nachfragt, stellt sich oft heraus, dass der Claim in ein grauenvolles Englisch übertragen wurde – aber er ist schon in Stein gemeißelt.

Politische Korrektheit

Die Sensibilitäten verschiedener Kulturen in puncto politisch korrekter Sprache variieren. Auch das kann Desaster verursachen. Da Ihr Übersetzer sich wahrscheinlich mit seiner eigenen Sprachkultur besser auskennt, sind Sie gut beraten, auf ihn zu hören, wenn er Textänderungen vorschlägt. Diese Diskussion wird sich wahrscheinlich erübrigen, wenn Sie alles vermeiden, was als Sexismus oder Rassismus verstanden werden könnte.

Um dem Vorwurf des Sexismus vorzubeugen, sollte man entweder geschlechtsneutral formulieren oder einen Disclaimer inkludieren. Hier ist unser Disclaimer:

All masculine nouns and pronouns used on this site are intended to apply to both men and women. 

Es ist seltsam, dass einige internationale Unternehmen gerade dann mit nationalen Stereotypen kommen, wenn sie ihre kulturelle Sensibilität besprechen. Es ist besser, Ihren Text nicht übersetzen zu lassen, wenn Sie darin Ihrem Ärger über Verzögerungen bei Verhandlungen im Nahen Osten Luft lassen wollen oder ausgeführt haben, wie sich der Chinese beim Geschäftemachen verhält.

Auch die Praxis, Länder nach ihrer Wichtigkeit für das Geschäft anzuführen, könnte zu Verstimmungen unter den Letztplatzierten führen. Alphabetische Listen sind neutral.

Politische Geographie erfordert Sensibilität. Einige Ostländer, die bald der EU beitreten werden, empfinden sich nicht als östlich. Ein Prager könnte sogar meinen, dass seine Stadt westlich von Wien liegt.

Die folgenden einfachen Schritte werden Ihnen helfen, optimale Übersetzungen zu erhalten:

1. Lesen Sie Ihren Text durch, bevor Sie ihn abschicken – womöglich einige Zeit nach der Erstellung der ersten Fassung.
2. Bitten Sie einen Kollegen, den Text durchzusehen (das ist nicht dasselbe wie die Freigabe eines Vorgesetzten, der wahrscheinlich keine Zeit hat, sorgfältig zu lesen).
3. Lassen Sie bei der Planung Ihres Projektes genügend Zeit für die Übersetzung.
4. Denken Sie darüber nach, ob es Hintergrundmaterial gibt, das dem Übersetzer behilflich sein könnte. Schicken Sie es ihm (und bezeichnen Sie es klar als nicht zu übersetzendes Material!).
5. Fragen Sie sich, was passieren wird, wenn jemand versucht, die Datei zu überschreiben. Ist sie geschützt? Beinhaltet sie eingebettete Graphiken oder Tabellen, die der Übersetzer nicht öffnen kann? Wird die Formatierung zusammenfallen, sobald ein Wort geändert wird?

Tipps von George Orwell

In einem Aufsatz über den Sprachgebrauch hat der englische Schriftsteller George Orwell einige einfache Regeln vorgeschlagen, deren Einhaltung zu gutem Schreiben führt. Wir kennen keine besseren Ratschläge:

A scrupulous writer, in every sentence that he writes, will ask himself at least four questions, thus:

1. What am I trying to say?
2. What words will express it?
3. What image or idiom will make it clearer?
4. Is this image fresh enough to have an effect?

And he will probably ask himself two more:

1. Could I put it more shortly?
2. Have I said anything that is avoidably ugly?